Samstag, 18. Oktober 2014

Kojoten!

Ich bin ja kein Angsthase, aber heute morgen um 04.30 ging mir ganz schön der A.. auf Grundeis!

Ich fand es ja die ganze Zeit schon faszinierend, dass wir hier rund ums Haus Nachts die Kojoten heulen hören, teilweise ganz schön nahe, nicht mehr als hundert Meter weit weg. Nicht beängstigend, sondern im positiven Sinne aufregend. Vor ein paar Tagen, im Morgengrauen, musste Kevin einen erschießen, weil der unbeirrbar und dreist immer näher an uns und die Alpakas rangekommen ist- irgend etwas stimmte nicht mit dem, normalerweise sind die viel scheuer und verschwinden, wenn sich ein Mensch nähert, besonders, wenn sie alleine unterwegs sind.

An dem Tag hat mir Kevin auch gesagt, dass die Biester wie ein menschliches Baby heulen können, um Hunde und Katzen von den Häusern wegzulocken. Sind die dann vom Haus entfernt, kommt die ganze Meute und macht sich über Hund/ Katze/ was auch immer her. Krass.

Und: Seit kurzem treibt sich hier in der Gegend wohl ein Cougar rum, wurde schon ein paar Mal auf den Nachbarfarmen gesichtet, konnte aber weder gefangen noch geschossen werden. Seitdem macht Kevin an jedem Gebüsch, wo wir vorbeikommen, gaaaanz langsam und checkt die Umgebung nach dem Cougar ab. Der kann richtig gefährlich werden! ...Auch krass. 

Hund Tobee hier kann es zwar vielleicht mit 2 oder höchstens 3 Kojoten aufnehmen, mit nem Cougar aber bestimmt nicht. Und Bob und Brandy, die anderen beiden Hunde, werden nicht mal mit einem Kojoten fertig.

Nun bin ich seit gestern mittag völlig alleine auf der Farm, nur die Hunde sind noch da. Kevin und Leanne sind mit einigen der jungen Alpakas auf eine Show in Saskatchewan gefahren und Cosima ist, wie gesagt, schon wieder in Deutschland. Ich durfte mir aussuchen, ob ich mit auf die Show will, oder bleibe. Ich wollte bleiben, wird bestimmt auch ne aufregende Erfahrung, hab ich mir gedacht. Als Cosima mal alleine hier war gabs nen mehrstündigen Stromausfall und sie hatte ein bisschen Panik, weil natürlich auch genau da die Kojoten angefangen haben, ihre Show abzuziehen, stundenlang. Ich dachte: Gut, mittlerweile weiß ich, wo Kerzen sind, wird schon schief gehen! Ich bin vorbereitet! Aber auf das, was dann wirklich passiert ist, war ich nicht vorbereitet!

Wie gesagt: halb fünf morgens, ich werd wach, weil die Hunde furchtbar Theater machen. Brandy und Bob bleiben Nachts im Haus, Tobee bleibt draußen, sie kann auf sich selbst aufpassen. Ich gehe zur Tür, schaue nach. Nichts zu sehen. Die Hunde beruhigen sich auch wieder, Tobee trollt sich Richtung Fibre Mill auf der anderen Seite des Grundstücks. Ich bin sowieso wach, gehe kurz ins Badezimmer. Als ich wieder rauskomme, steht Bob an der Haustür und hat offensichtlich das gleiche Bedürfnis. Ich denke: Nix dabei, lass ihn kurz in den Garten. Bob rennt nicht weg. 
Gesagt, getan.
Bob erledigt sein Bedürfnis, hebt die Nase und stürmt davon. Ich rufe ihn, er kommt nicht. Klasse. 
Ich denke: Kommt bestimmt gleich zurück, macht er immer. Ich warte also...
Dann höre ich ihn bellen. Und ne Sekunde später setzen die Kojoten ein: Richtig nah, genau aus der Richtung, in die Bob gerannt ist. Nicht nur einer, sondern viele, wenigstens vier oder fünf, dem Geheule nach zu urteilen. Bobs Bellen wird leicht panisch. Ich schreie nach ihm, er kommt nicht. Er ist auf der anderen Seite vom Haus, ich kann ihn nicht sehen, könnte ich aber auch sowieso nicht, es ist stockduster. Er bellt und bellt und die Biester heulen und jaulen immer lauter. Ich renne los, in seine Richtung. Dann fällt mir auf, dass ich nix habe, um mich oder ihn zu verteidigen. Ich dene flüchtig an ein Messer, verwerfe das aber schnell wieder. Kevin hat mir schließlich am Vortag den Umgang mit dem Gewehr gezeigt und selbst wenn ich nicht auf die Biester schießen kann, weil zu viel Gerangel ist, kann ich immer noch in die Luft schießen, das reicht meistens schon, hat Kevin gemeint. 
Ich schreie also die ganze Zeit nach Bob, aber in Gebelle und Geheule geht das wohl unter. Mist, Mist, Mist! Der Hund!
Ich renne gegenüber vom Haus in die Werkstatt, wo das Gewehr verstaut ist. Ich hole es, entsichere es, bin schon wieder auf dem Weg zu Bob. Ich rufe ihn wieder. Die ganze Zeit dieses furchtbare Gejaule von den Biestern und ich sehe nix als Dunkelheit um mich rum! Als ich wieder auf der Höhe vom Haus bin, kommt mir Bob total abgehetzt und sichtlich fertig mit den Nerven entgegen, wir rennen zum Haus, ich lasse ihn rein, schau ihn kurz an. Scheinbar unverletzt! Tobee kommt angerannt, nicht sonderlich alarmiert (beste Wachhund, echt!). Ich gehe wieder raus, das Geheule hat aufgehört, von den Kojoten hab ich keinen einzigen gesehen und das soll auch so bleiben, bis ich die Suche beendet hab (bei der ich noch nervöser werde, weil mir der dämliche Cougar wieder einfällt!). Unglaublich!
Halb sechs ist der ganze Spuk vorbei, noch immer ist es stockfinster. Ich genehmige mir ein Nervenbier und texte die ganze Geschichte erstma meiner Freundin, um wieder runterzukommen und vielleicht noch ein wenig schlafen zu können.
Konnte ich dann auch einigermaßen. Gewehr blieb trotzdem erstma im Haus.. Ich will nur hoffen, dass die Kojoten nicht bald lernen, Türen aufzumachen! Mit dem Abschließen habens die Kanadier hier auf dem Land nämlich nicht so, alles immer offen!

Das ist keine erfundene oder aufgehübschte Geschichte, auch wenn sie sich anhört, wie aus nem schlechten Film. In Deutschland erlebt man sowas sicher nicht. Und das ist auch gar nicht mal schlecht so, mir hats jedenfalls gereicht heute morgen. Aber schon krass und (erst im Nachhinein positiv) aufregend, sowas mal mit zu erleben! Selten soviel Adrenalinausschüttung gehabt! :) 
.. bald wieder Schlafenszeit.. Daumen drücken, dass ich ohne Kojoten auskomme heute Nacht!

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